Paare im Lockdown

Die Pandemie hat auch Auswirkungen auf das Zusammenleben, erst recht im Lockdown. 

Jeder kennt Geschichten von Paaren oder Familien, die es auch miteinander besonders schwer haben in Zeiten von Corona. 

Zum Beispiel Ariane und Tom mit ihren Kindern Anna und Ben. Vor dem Ausbruch der Pandemie waren beide berufstätig, die Kinder in der Schule und anschließend in der Betreuung. Nun hat sich einiges geändert und im Lockdown noch einmal verschärft. 

Tom verlässt morgens wie gewohnt das Haus, Ariane hat seitdem Home office und musste zusätzlich das Homeschooling übernehmen. Die Großeltern können nicht mehr Babysitten, weil der Großvater erkrankt und dadurch sehr geschwächt und gefährdet ist. Freunde treffen die beiden nur noch selten, auf virtuelle Zusammenkünfte hat Ariane keine Lust, da sie den ganzen Tag am Bildschirm sitzt. Die Kinder sind öfter quengelig und bräuchten mehr Bewegung. Tom versucht die gute Laune beizubehalten, ist aber mit Arianes zunehmender Traurigkeit überfordert.

Insgesamt geht es der Familie nicht mehr gut und es wird schwieriger miteinander.

Da man mehr aufeinander fokussiert ist, werden auch die Schwächen des anderen deutlicher wahrgenommen oder man hat den Eindruck selber öfter kritisiert zu werden. Liegt es einfach daran, dass man sich weniger aus dem Weg gehen kann und sich daher mehr “nervt“? Nicht nur!

Die Situation belastet jeden einzelnen mehr, als das bewusst wahrgenommen wird. 

Es gibt natürlicherweise eine immerwährende latente Angst vor dem Tod, die in Zeiten einer aktuellen Bedrohung mehr in das Bewusstsein drängt. Vielleicht schläft man schlechter, wird aus unerklärlichen Gründen nachts wach oder die Träume haben eine eher bedrohliche Atmosphäre.

Das allein ist eine Belastung, weitere kommen hinzu.

Das Fehlen von Freizeitaktivitäten kann zu Unzufriedenheit und Unausgeglichenheit führen.

Eventuell gibt es finanzielle Einschränkungen und damit verbundene Sorgen.

Außerdem hat man während des Lockdown in der Regel deutlich weniger soziale und berufliche Kontakte. 

Hat man sonst durch nahestehende Menschen oder berufliche Begegnungen positive Rückmeldungen bekommen und andere Zuwendungen erhalten, so vermisst man das und erwartet eventuell vom Partner einen Ausgleich durch vermehrte liebevolle “Zeichen“. Damit ist der Partner, der ähnliche Bedürfnisse hat, überfordert. 

So kann es leicht passieren, dass man als Paar in ein Schleife der Unzufriedenheit gerät.

Eigene Ansprüche an sich selbst bezüglich der Rolle als Partner (vielleicht immer ansprechbar zu sein, immer für gute Laune sorgen zu wollen…) belasten zusätzlich.

Was kann man tun?

Die hohen Ansprüche an sich selbst und an den Partner kritisch hinterfragen: 

Würde ich das, was ich von mir erwarte, auch in gleichem Maße von anderen erwarten?

Erwarte ich von meinem Partner eine Kompensation für das, was ich vermisse?

Sich um das eigene Wohlergehen kümmern, z. B. indem ich mir “Auszeiten“ nehme. Zeiten, in denen ich nicht für den Partner (oder die Familie) zur Verfügung stehe, auch ohne dass ich “etwas erledigen muss“.

Regelmäßige Verabredungen zum Spazieren gehen (Joggen, Fahrrad fahren…) helfen dabei, sich auch körperlich wohler zu fühlen und “den Kopf frei zu bekommen“.

Wohlwollend auf den Partner schauen, d.h. sich eher auf die positiven Verhaltensweisen zu fokussieren und sich zum Beispiel an dem zu erfreuen, worin man sich zu Anfang verliebt hat oder was sich an gemeinsamen Ritualen entwickelt hat.

Mehr mit meinem Partner über meine Wünsche, Vorstellungen und Ängste reden und mich gleichermaßen für die meines Partners interessieren.

Es gibt immer einen Weg die aktuelle Situation zu verbessern!