Das Hochstapler-Syndrom

„Ich befürchte, irgendwann wird man dahinter kommen, dass ich diese Auszeichnung nicht verdient habe.“
„Manchmal fühle ich mich wie ein Hochstapler.“
Pauline R. Clance und Suzanne A. Imes haben den Begriff ´impostor phenomenon’ (Hochstapler-Phänomen) durch eine 1978 veröffentlichte Arbeit eingeführt.
(Clance, P.R.; Imes, S.A. (1978). „The imposter phenomenon in high achieving women: dynamics and therapeutic intervention“. Psychotherapy: Theory, Research and Practice. 15 (3): 241–247.)

Was ist damit gemeint?

Wenn wir von dem Hochstaplersyndrom sprechen, meinen wir nicht die Menschen, die sich akademische Grade erschwindeln (wie z.B. der ´Hochstapler Felix Krull´ nach einem Roman von Thomas Mann).
Diejenigen, die unter dem Hochstaplersyndrom leiden, haben ihre Qualifikationen und beruflichen Stellungen rechtmäßig erworben.
Allerdings fürchten sie, dass irgendwann heraus kommt, dass sie den Erwartungen nicht entsprechen.
Das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein passen nicht zu den erreichten Leistungen. Diese werden als Schwindel oder Hochstapelei erlebt oder werden dem Glück oder Zufall zugeschrieben.

Wie entsteht nun eine solche Wahrnehmung?

Man geht davon aus, dass frühkindliche Dynamiken und spätere Einflüsse gesellschaftlicher Zuschreibungen eine Rolle spielen.
Es entstehen Selbstannahmen und kompensatorische Ansprüche an sich selbst.

Handelt es sich um eine psychische Erkrankung?

Tests haben gezeigt, dass 70 Prozent der Bevölkerung vorübergehende, flüchtige Hochstaplergefühle kennen.

Es gibt eine Bandbreite von ebendiesen flüchtigen Zuständen über einen sogenannten Persönlichkeitsstil bis hin zu einer Persönlichkeitsstörung.
Gemeinsam ist das Streben nach Anerkennung und Zuwendung.
Das heißt, dass die meisten Menschen mit Hochstaplersyndrom nicht psychisch krank sind.

Finden Sie heraus, ob Sie betroffen sind:

Der Hochstapler-Test besteht aus 20 Fragen, die in fünf Alternativen angekreuzt werden können. Daraus ergibt sich eine bestimmte Punktzahl. Er soll helfen zu bestimmen, ob eine Person das Symptom aufweist oder nicht, und wenn ja, in welchem Ausmaß sie daran leidet. Die Fragen sollen so ehrlich wie möglich und ohne langes Überlegen gegeben werden.
Die Bewertung 1 bedeutet, dass die vorhergehende Feststellung überhaupt nicht zutrifft, die die Bewertung 5 bedeutet, dass sie vorhergehende Feststellung absolut zutrifft; die Antwort 2, 3 oder 4 heißt, dass die Behauptung selten, manchmal oder oft zutreffen kann.
Die jeweilige Bewertungszahl zeigt auch die Anzahl der Punkte, d.h. für die Bewertung 5 gibt es 5 Punkte.

Ich habe oft bei einem Test oder eine Aufgabe Erfolg gehabt, obwohl ich vorher Angst hatte zu versagen.

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Ich kann den Eindruck erwecken, tüchtiger zu sein, als ich bin.

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Wenn möglich, vermeide ich, jemanden zu beurteilen, und mir graut davor, beurteilt zu werden.

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Wenn Leute mich wegen einer Leistung loben, fürchte ich, ihren Erwartungen in Zukunft nicht entsprechen zu können.

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Manchmal denke ich, meine gegenwärtige Position oder meinen momentanen Erfolg erlangt zu haben, weil ich zur richtigen Zeit am richtigen Platz war oder die richtigen Leute kannte.

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Ich habe Angst, dass Leute, die mir wichtig sind, herausbekommen, dass ich nicht so fähig bin, wie sie glauben.

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Ich neige dazu, mich mehr an meine weniger guten als an meine besten Leistungen zu erinnern.

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Ich erledige selten ein Vorhaben oder eine Aufgabe so gut, wie ich gern möchte.

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Manchmal spüre oder glaube ich, dass der Erfolg in meinem Leben oder meinem Beruf auf einem Irrtum beruht.

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Es fällt mir schwer, Komplimente oder Lob wegen meiner Intelligenz oder meiner Leistungen entgegenzunehmen.

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Zeitweise ist mir klar, dass ich meinen Erfolg einer Art von Glück zu verdanken habe.

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Zeitweise bin ich enttäuscht über meine gegenwärtigen Leistungen und finde, dass ich viel mehr hätte erreichen müssen.

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Manchmal habe ich Angst, dass die anderen merken, wie wenig ich eigentlich weiß und kann.

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Ich fürchte oft, bei einer neuen Aufgabe oder Anforderungen zu versagen, obwohl mir im Allgemeinen gelingt, was ich versuche.

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Wenn mir etwas gelungen ist und meine Leistung anerkannt wird, beginne ich zu zweifeln, dass ich das Erreichte wiederholen kann.

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Wenn ich für eine Leistung viel Lob und Anerkennung bekomme, neige ich dazu, die Wichtigkeit dessen, was ich vollbracht habe, herunterzuspielen.

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Ich vergleiche meine Fähigkeiten mit denen meiner Kollegen und stelle fest, dass die anderen vermutlich intelligenter sind als ich.

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Ich mache mir oft Sorgen, dass mir ein Vorhaben nicht gelingt oder dass ich eine Prüfung nicht bestehe, obwohl andere beachtliches Vertrauen in mein Können setzen.

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Wenn ich befördert werden soll oder mir irgendeine Art der Anerkennung bevorsteht, zögere ich, darüber zu reden, bis es tatsächlich geschehen ist.

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Ich fühle mich schlecht und entmutigt, wenn ich in Situationen, die große Leistungen erfordern, nicht „der (oder die) Beste“ oder wenigstens „ganz besonders gut“ bin.

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1 – überhaupt nicht zutreffend
2 – selten
3 – manchmal
4 – oft
5 – absolut zutreffend

Auswertung

Zur Auswertung werden die Punkte aller Antworten zusammengezählt. Wenn Sie 40 oder weniger Punkte erreicht haben, haben Sie kaum Hochstaplermerkmale, werden 41 bis 60 Punkte erreicht, sind Sie leicht vom Hochstapler-Phänomen (HP) betroffen, eine Punktzahl zwischen 61 und 80 bedeutet, dass Sie häufig unter Hochstaplergefühlen leiden, und eine Summe, die über 80 liegt, zeigt an, dass Sie sehr stark von HP betroffen sind. Je höher die Punktzahl ist, desto öfter und schwerwiegender greift das Hochstapler-Phänomen in das Leben eines Menschen ein.
Wenn Sie im Test zu jenen mit einer mittleren oder hohen Punktzahl gehören, denken Sie daran, dass Sie nicht allein sind. Viele erfolgreiche Menschen haben ganz ähnliche Ergebnisse. Es ist auch wichtig zu wissen, dass man keine pathologische Krankheit hat, die zwangsläufig zur Selbstzerstörung führt, nur weil man unter starken HP-Gefühlen leidet. Das Hochstapler-Phänomen deutet einzig und allein auf eine Beeinträchtigung der Fähigkeit eines Menschen hin, sein Talent zu akzeptieren und seinen Erfolg zu genießen. Und es deutet auf ungewöhnliche Zweifel und Ängste im Leben dieses Menschen hin. Wegen dieser Gefühle schränken HP-Leidenden oft ihre Ziele ein und verharren in Positionen, die unter ihrem Leistungsniveau liegen.
Die Betroffenen sind es im Allgemeinen müde, sich mit so vielen Zweifeln und Kümmernissen abzuplagen, und sie wünschen sich, ihre Gaben realistisch einschätzen zu können. Vor allem aber sehnen sie sich danach, ihren Erfolg genießen zu können – sie wollen sich ihres Lebens freuen.

(Der Hochstaplertest ist entnommen und z. T. wörtlich zitiert aus Clance (1988: 28-32).)

Bei Fragen oder Interesse an einer Beratung über geeignete Coaching-Methoden schreiben Sie mir per Mail oder rufen Sie mich direkt an unter 0151 23055102. Gerne können wir Termine vereinbaren, ich freue mich auf Sie!